Veranstaltungsdokumentation: Hobbys haben wir genug.

Zur Förderung von Dokumentarfilmen für Kinder und Jugendliche

V.l.n.r.: Joya Thome (Filmemacherin), Aycha Riffi (Grimme-Akademie), Bettina Braun (Filmbüro NW), Margret Albers (Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V.), Gudrun Sommer (doxs!), Bildquelle: Katja Imhof / Der besondere Kinderfilm

Im Rahmen des 17. doxs!-Festival der Duisburger Filmwoche trafen sich Expert*innen und Kreative aus der Filmbranche  am 8. November 2018 zur „Grimme trifft die Branche“- Veranstaltung „Hobbys haben wir genug.“, um über neue Initiativen zur Förderung von Dokumentarfilmen für Kinder und Jugendliche zu sprechen.

Kinderdokumentarfilme sind in der Fernseh- und Kinolandschaft kaum präsent, werden kaum gefördert und sind nicht lukrativ für Filmmacher*innen. Das Praxisgespräch startete daher mit der deutlichen Ansage: „Hobbys haben wir genug“, das Schaffen dokumentarischer Angebote muss als gleichwertige Arbeit angesehen werden.

Dass die Förderlandschaft darauf reagiert, zeigten die Projektverantwortlichen Margret Albers (Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V.) und Bettina Braun (Filmbüro NW) im Gespräch mit Moderatorin Aycha Riffi (Grimme-Akademie). 

Präsidentin der European Children’s Film Association (ECFA) Margret Albers stellte die Initiative „Der besondere Kinderfilm“ vor, die sich seit fünf Jahren in einem Zusammenschluss aus mittlerweile 26 Partnern aus der Filmwirtschaft, Politik, Förderungsanstalten des Bundes und einiger Länder sowie öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern für mehr originäre Kinderfilme im Kino und TV einsetzt. In diesem Jahr wurde beschlossen die Ausschreibung der Initiative auf Dokumentarfilme auszuweiten. Damit steht man nicht nur für Vielfalt von Erzählweisen und Themen ein, sondern es hat, wie Albers sagt, einen ganz einfachen Grund: „Kinder mögen Dokumentarfilme. Punkt.“. Die Ausschreibung 2019/2020 läuft vom 11. Februar bis 22. März 2019. 

Grimme-Preisträgerin Bettina Braun erklärte als Vertreterin des Filmbüros NW, dass das Ministerium für Kultur und Wissenschaft ab 2018 eine neue Förderung von Dokumentarfilmen für Kinder und Jugendliche eröffnet hat. Anders als die Initiative „Der besondere Kinderfilm“ setzt dieses Stipendium schon bei der Entwicklung eines Stoffes an. Die Bewerbung sieht max. drei Seiten vor, auf denen die Bewerber*innen die Tiefe, Qualität und Ernsthaftigkeit ihres Vorhabens skizzieren sollen. Ziel des Filmbüros NW ist es, einen Experimentierraum für neue künstlerische Methoden und Herangehensweisen zu schaffen. Den Zuschlag für das aktuell ausgeschriebene Stipendium für den Jungdokumentarfilm 2018 erhielt Dana Linkiewicz für ihr Filmvorhaben „Die große Stille“. Das Zeitfenster für die Ausschreibung 2019 wird demnächst bekannt gegeben. 

Wie die Umsetzung eines Films auch ohne Förderung erfolgen kann, erzählte die Regisseurin Joya Thome: Ein Unterfangen, dass viele Hürden beinhaltet, die durch ehrenamtliche Helfer*innen aufgefangen werden müssen. Ihren Debütfilm „Die Königin von Niendorf“ filmte Thome gemeinsam mit Kommiliton*innen innerhalb von vier Wochen in den Semesterferien auf einem Hof in Brandenburg. Ohne finanzielle Unterstützung, aber mit und für eine ausdrucksstarke Hauptdarstellerin geschrieben, gelang ihr damit ein Überraschungserfolg. Joya Thome verdeutlichte im Interview mit Aycha Riffi, dass es sich bei diesem Projekt um ein Ineinandergreifen von vielen begünstigenden Umständen handelte: „Das konnte ich nur einmal machen.“ Der Vorteil dieser Filmproduktion läge allerdings in der kreativen Unabhängigkeit. Mit der „Königin von Niendorf“ präsentierte sie einen Kinderfilm, der durch seine untypische Szenen- und Musikauswahl aneckt und sich von gängigen Bildern und Handlungssträngen absetzt. Die Regisseurin plädierte für einen freieren Zugang zum Kinderfilm: „Ich möchte das Kinder im Kino Geschichten sehen dürfen ohne in einer Lehrstunde zu sitzen.“ 

In der abschließenden Diskussionsrunde sprach sich Dokumentarfilmerin Bettina Braun für mehr Vertrauen in Autor*innen und Filmschaffende aus. Der Antragsweg für Dokumentarfilmer*innen sei oftmals zu langwierig.  Förderinitiativen müssten bereit sein kurzfristiger zu unterstützen, damit aktuell spannende Themen aufgegriffen werden können. Außerdem entwickle sich eine Dokumentation während des Drehens weiter. Wie Dokumentarfilmer Volker Koepp sagen würde: „Der Zufall ist der beste Freund der Kunst.“