Als das Kinderfernsehen noch in den Kinderschuhen steckte

Harun-Farocki-Special beim Dokumentarfilmfestival doxs!

Grimme-Preis-Verleihung 1995: Herbert Feuerstein überreicht Harun Farocki die Trophäe.
Grimme-Preis-Verleihung 1995: Herbert Feuerstein überreicht Harun Farocki die Trophäe. Foto: Werner Kadoch / Grimme-Institut

In Kooperation mit dem Grimme-Institut widmet sich doxs!, das Dokumentarfilmfestival für Kinder und Jugendliche, in diesem Jahr einer Epoche, als das Kinderfernsehen selbst noch in den Kinderschuhen steckte: mit einem Special zu Harun Farocki, eine der Schlüsselfiguren des politischen Essayfilms in Deutschland, ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis 1995 (für "Die Umschulung"). Nur wenigen ist bekannt: Er drehte in den 1970er Jahren mehrere Beiträge für die TV-Formate „Sesamstraße“ und „Das Sandmännchen“. doxs! entdeckt einige dieser Miniaturen für die Kinoleinwand neu und zeigt sie in zum Teil restaurierten Fassungen. 

Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach: „Der Grimme-Preisträger Farocki hat den Weg in das Kinderfernsehen der Gegenwart gewiesen. Sein kreativer wie systemischer Blick begegnet der jungen Zielgruppe mit Respekt. Wir können von Farocki lernen – sei es in der Medienbildungsarbeit, bei der Entwicklung von Kinderdokumentarfilmen und auch beim Qualitätsdiskurs der Grimme-Preise, konkreter: bei der Konturierung der neuen Kategorie Kinder und Jugend beim Grimme-Preis. Deshalb freuen wir uns besonders über die Kooperation mit Dokumentarfilmfestival für Kinder und Jugendliche.“

Beim Wiedersehen mit Farockis Filmen wird die Entwicklung sichtbar, die das dokumentarische Fernsehen für Kinder und Jugendliche über die Jahrzehnte genommen hat. Während in der gegenwärtigen Produktion der Porträtfilm dominiert und soziale Phänomene fast ausschließlich an einzelnen Personen festgemacht werden, wirft Farocki einen strukturellen Blick auf die Welt – analytisch und mit einer sachlichen Dramaturgie. Der 2014 verstorbene Regisseur sprach im Zusammenhang mit seinen Kinder-Kurzfilmen einmal von der „Schönheit der dichotomischen Methode“. Ein ästhetischer Ansatz, der aus heutiger Sicht alt und jung zugleich erscheint. 

Die Veranstaltung findet aber nicht nur in Kooperation mit dem Grimme-Institut statt – wie bereits eingangs erwähnt -, sondern auch mit dem Harun Farocki Institut, der Harun Farocki GbR und dem Goethe-Institut sowie mit freundlicher Unterstützung des NDR/Sesame Workshop.

Die Kinderdokumentarfilme von Harun Farocki bei doxs! - Termine und Orte der Vorstellungen: 

  • Dortmund: Kino im U (Dortmunder Zentrum für Kunst und Kreativität): Montag, 6. November 2017, 11.30 Uhr
  • Duisburg: Kino filmforum, Mittwoch, 8. November, 8:45 Uhr

Die Filme:

  • Einschlafgeschichten, von Harun Farocki (DE 1977, 8Min., 6Min, 3 Min. & 3 Min.)
  • Hammer und Sägen, von Harun Farocki und Hartmut Bitomsky (DE 1973, 5 Min.)
  • Transport I und II, von Harun Farocki und Hartmut Bitomsky (DE 1973, 6 Min.)
  • Dock, von Harun Farocki und Hartmut Bitomsky (DE 1973, 3 Min.)
  • Weg des Geldes, von Harun Farocki und Hartmut Bitomsky (DE 1973, 3 Min.)

Siehe auch online: www.do-xs.de